Eifelverein Remagen im Siebengebirge

31. Juli 2021

2021 07 31

Kein Denkmal auf dem Himmerich

Größer hätte der Altersunterschied kaum sein können. Der jüngste Teilnehmer der Wanderung des Eifelvereins Remagen durch das südliche Siebengebirge zählte 5 Jahre, der älteste 82. Ziel der 20 Wanderer waren der Himmerich und der Leyberg im südlichen Siebengebirge. Mit der Fähre ging es hinüber nach Bad Honnef, dort vorbei an der St. Martinskapelle im Ortsteil Selhof und an einem der heiligen Anna gewidmeten Bildstock zur Erinnerung an das letzte Pestjahr 1666.

Man kann sich streiten, wo das Siebengebirge aufhört und wo der Westerwald beginnt. Sicher aber ist der vulkanische Ursprung aller dieser Bergkuppen auf der rechten Rheinseite. Unter ihnen hat jeder seine geologischen Besonderheiten, sind sie doch keineswegs alle gleichzeitig entstanden, sondern nacheinander im Verlauf von Millionen Jahren. Der Himmerich (367 m), der nach einem längeren Aufstieg durch den schönen Hochwald erreicht wurde, hat aber nicht nur eine geologische, sondern auch eine politische Vergangenheit. 1920 pachtete der aus der Arbeiterbewegung hervorgegangene Naturfreundeverein die Bergkuppe mit der grandiosen Aussicht und errichtete dort ein vielbesuchtes Ferienheim. Nach der Machtergreifung wurde der Verein von den Nazis sofort verboten, das Heim enteignet und zerstört. Stattdessen plante man ein 14 m hohes Monument zur Erinnerung an die erfolgreiche Abwehr der Separatisten nach dem 1. Weltkrieg. Propagandaminister Goebbels kam aus diesem Anlass im Oktober 1933 höchstpersönlich auf den Himmerich und legte den Grundstein für das Denkmal. Es wurde nie errichtet und heute erinnert auf der so anmutigen kleinen Fläche unterhalb des Gipfels nichts mehr an diese politischen Turbulenzen. Ob der Grundstein aber noch immer dort irgendwo im Erdreich schlummert?

Der Himmerich besteht aus Latit, einem Lavagestein, dessen Säulenformationen im Gipfelbereich von den Wanderern in einer senkrechten Wand bewundert werden konnten. Im großen Bogen und mit etwas auf und ab wurde anschließend der Leyberg erwandert. Mit 359 m ist er fast genauso hoch. Seine Besteigung erfordert auf den letzten Metern etwas ungefährliche Kraxelei über große Gesteinsstufen. Der Blick von oben ist dafür umso lohnender. Dieser Rundblick gehört zu den spektakulärsten der ganzen Region. Dunkle Wolkenbänke über der Eifel gegenüber machten das Bild zusätzlich beeindruckend.

Der Leyberg besteht aus Olivinbasalt. Im Gestein müssten also kleine, hellgrüne Olivinkristalle eingebettet sein. Aber den Gefallen, mit seinen Schmuckstücken zu glitzern und zu funkeln, den tat der Berg an diesem Tag den Wanderern nicht. Dafür müsste ihm wohl die Sonne zu Hilfe kommen. Zurück auf der Fähre nach Rolandseck waren alle überrascht, dass diese schöne Wanderung 17 km lang gewesen sein sollte. Denn die Zeit war wie im Flug vergangen.

Bild: Vor einer Wand von Borkenkäferopfern

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